Was gibt es Schöneres, als gemeinsam ein Buch zu lesen? Dicht an einen gekuschelt lauschen die Kleinen der Stimme und folgen gebannt der Geschichte. Trotz Fernseher und Computer, trotz Internet, Action-Spielzeug und Alltagsstress ist das Vorlesen in vielen Familien ein liebgewonnenes Ritual geblieben. Zu Recht – denn Vorlesen spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Kindes. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder, denen von klein auf viel vorgelesen wird, später viel leichter lesen lernen und mehr Spaß am Lesen haben. Wir erklären die positiven Effekte des Vorlesens und geben Tipps für das gemeinsame Lesen mit dem Kind.
Warum ist Vorlesen so wichtig für Kinder?
Was fördert das Vorlesen bei Kindern?
Regelmäßiges Vorlesen leistet einen wichtigen Beitrag zur Sprachentwicklung eures Kindes. Beim Zuhören erweitert es seinen Wortschatz, lernt grammatikalische Strukturen der Sprache kennen und verinnerlicht, wie Geschichten aufgebaut sind.
Vorlesen fördert die Fantasie: Vorlesen lässt Abenteuerwelten entstehen – beim Zuhören empfinden Kinder das Erzählte lebendig nach und gestalten ihre eigene Gedankenwelt. Das fördert ihre Kreativität und schult ihr abstraktes Denken.
Vorlesen stärkt das Einfühlungsvermögen: Viele Kinderbücher und -geschichten thematisieren auf verständliche Weise alltägliche Konflikte und Ängste. Beim Zuhören setzt sich euer Kind damit auseinander und lernt wichtige Grundsätze für das tägliche Miteinander. Geschichten vermitteln oft grundlegende Handlungsmuster, die Kinder unbewusst übernehmen und ausprobieren.
Vorlesen ist "reizarm": Anders als Fernsehen oder Computerspiele könnt ihr beim Vorlesen auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen, kleine Pausen machen, einen Satz wiederholen oder Fragen zu einem Bild oder einer Situation beantworten. Gerade das Sprechen über die Geschichte regt die Kreativität eurer Kinder an.
Geschichten regen zum Sprechen an: Greift interessante Punkte auf und sprecht mit euren kleinen Zuhörer:innen über die Figuren, wie sie handeln, was sie denken oder auch über die Bilder in den Büchern. Wie würden sich eure Kinder in der Situation verhalten? Haben sie schon einmal etwas Ähnliches erlebt? Die Liste möglicher Gesprächsanlässe ist lang!
Vorlesen ist wichtig für die gemeinsame Zeit: Gemeinsam auf dem Sofa kuscheln und ein Buch lesen ist wunderbar gemütlich – eine Vorlesestunde kann für Eltern und Kinder eine Auszeit vom Alltag bedeuten. Nehmt euch diese Zeit bewusst und schafft möglichst regelmäßig eine halbe Stunde zum Vorlesen.
Wann ist der beste Zeitpunkt zum Vorlesen?
Grundsätzlich ist der ideale Zeitpunkt zum Vorlesen immer dann, wenn ihr Zeit und die nötige Ruhe habt. Ihr könnt eine Vorlesestunde aber auch bewusst nutzen, um etwas Ruhe in den Alltag zu bringen – zum Beispiel nach dem Mittagessen oder wenn ihr euer Kind von der Kita abgeholt habt. Die klassische Vorlesezeit ist natürlich abends vor dem Einschlafen. Dieses Ritual ist vielen Familien sehr wichtig – und wenn man ein längeres Buch vorliest, das Abend für Abend fortgesetzt wird, ist die Vorfreude noch größer.
Welche Vorlesebücher eignen sich für welches Alter?
Babys vorlesen
Da Babys vor allem auf eure Stimme, euren Sprechrhythmus und eure Modulation achten, könnt ihr ihnen auch aus eurem Lieblingsbuch oder dem aktuellen Krimi vorlesen. Wenn euer Baby einigermaßen sicher auf eurem Schoß sitzt, eignen sich einfache Bilderbücher mit häufigen Wiederholungen oder Reimen, die euer Baby schnell wiedererkennt.
Vorlesen für Kleinkinder
Ab einem Jahr sind Kinder groß genug für die ersten Pappbilderbücher. Gut geeignet sind einfache Reimgeschichten, Bücher mit einfachen Bildern und ersten Wörtern und klar illustrierte Bilderbücher.
Ab 2 Jahren freuen sich Kinder über kleine Geschichten, erste einfache Sachbücher, gerne auch über Alltägliches oder Dinge, die sie selbst beobachten können: Fahrzeuge, das Leben auf dem Bauernhof oder Tiere im Wald.
Kinder bis zu drei Jahren lieben Bilderbücher mit kurzen Texten. In diesem Alter sind Bilder wichtig, um die Geschichte zu verstehen. Ab diesem Alter bietet es sich an, dialogisch vorzulesen, das heißt, den Text durch Fragen oder Hinweise auf die Illustrationen aufzulockern. So entstehen leicht Situationen für Rückfragen oder kurze Kommentare zum gerade gehörten Text. Ihr könnt die Kinder auf Details der Geschichte aufmerksam machen, die auch im Bild dargestellt sind. Lest nicht zu schnell vor, die Kleinen brauchen ausreichend Zeit, der Handlung zu folgen und sich die Bilder im Kopf vorzustellen. Wenn zu viel Text und zu wenig Bilder im Buch sind, können sie schnell die Geduld verlieren. Die meisten Kinder in diesem Alter brauchen keine große Auswahl an Büchern. Sie wollen oft jeden Tag das gleiche Buch hören. Bietet trotzdem ab und zu ein anderes Buch an – vielleicht ist ja ein neuer Favorit dabei!
Ab 4 Jahren wird das Themenspektrum immer breiter. Probiert einfach aus, was euren Kindern gefällt: Klassiker bekannter Kinderbuchautor:innen, Bilderbücher mit längeren Texten pro Seite oder Bücher mit mehreren Kapiteln. Märchenhaft oder realistisch, Drachen oder Superhelden, Feen oder Prinzessinnen … Die Möglichkeiten sind vielfältig. Und scheut euch nicht, Themen vorzulesen, die auf den ersten Blick nicht den Interessen Ihrer Kinder entsprechen, denn auch das erweitert ihren Horizont!
Vorlesen für Kindergarten- und Grundschulkinder
Ab etwa fünf Jahren interessieren sich Kinder für Fortsetzungsgeschichten. Sie sind nun in der Lage, das am Vortag Gehörte abzurufen und mit dem nächsten Kapitel einer Geschichte zu verknüpfen. Beim Vorlesen gibt es jetzt weniger Pausen, da weniger Bilder besprochen oder erklärt werden müssen. Vorlese-Tipp: Taucht mit euren Kids in unsere Kullerbü- oder Little Friends-Geschichten ein. Auch die Geschichte „Hexe Holterpolter und der explodierte Hustensaft“ eignet sich hervorragend für einen gemütlichen Vorleseabend und macht Groß und Klein garantiert viel Spaß.
So macht Vorlesen Spaß
Gemütlich zusammensitzen – und sich viel Zeit für ein gemeinsames Buch nehmen. Mit diesen Lesetipps für Eltern macht Vorlesen richtig Spaß:
Falsches Vorlesen gibt es nicht. Es kommt immer auf die Persönlichkeit der Vorleser:innen, das Alter und die Aufnahmefähigkeit der Kinder an. Beim klassischen Vorlesen wird der ausgewählte Text am Stück vorgelesen. Je nach Talent der vorlesenden Person bekommen die einzelnen Figuren unterschiedliche Stimmen – das muss aber nicht sein! Gerade wenn ihr eine Geschichte mehrmals vorliest, transportiert ihr automatisch Stimmungen, je nachdem, ob die geschilderte Situation lustig, spannend oder ernst ist und wie die Figuren handeln. Mit diesen Lesetipps für Eltern seid ihr bestens vorbereitet:
Konzentriert euch auf das Buch: Versucht, abwechslungsreich und spannend zu lesen, dann macht das Zuhören noch mehr Spaß.
Seid Vorbild: Nehmt selbst regelmäßig ein Buch oder eine Zeitung in die Hand – so wird Lesen für euer Kind zur Selbstverständlichkeit.
Wartet nicht darauf, dass euer Kind mit einem Buch zu euch kommt – bietet regelmäßig neue Bücher an oder macht die gemeinsame Vorlesestunde zum festen Ritual.
Lest eine Gute-Nacht-Geschichte: Zehn Minuten am Abend reichen aus, um zur Ruhe zu kommen und gemeinsam eine schöne Geschichte zu lesen.
Lasst euer Kind das Buch aussuchen: Auch wenn es zum 50. Mal das gleiche Buch ist oder ihr statt der rosa Prinzessinnengeschichte lieber etwas pädagogisch Wertvolles vorlesen würdet – wichtig ist, dass euer Kind Spaß am Vorlesen hat!
Mehr Artikel rund um Freizeit & Kreativität
Bildnachweise:
Mutter liest Kind eine Geschichte vor und küsst Kind auf den Kopf © Elena Kratovich - stock.adobe.com
Mutter liest Mädchen im Bett eine Gute-Nacht-Geschichte vor © JenkoAtaman - stock.adobe.com
Papa und Tochter liegen auf dem Bett und lesen in einem Buch © Juliaap - stock.adobe.com
Mutter liest in einem Buch, Tochter schläft © JenkoAtaman - stock.adobe.com