Vorbild Elternhaus die Basis für die Kindererziehung

Der vielleicht schwierigste Teil der Kindererziehung ist der, an dem euer Kind gar keinen Anteil hat: euer eigenes Verhalten als Eltern und als Erwachsene. Es ist kein Geheimnis, dass Kinder sich weniger an vorgegebenen Regeln orientieren, sondern eher am Vorbild ihrer Eltern. Aber was heißt das für euch? Wie müsst ihr euch verhalten, um euren Kindern Sicherheit zu geben, um ihnen die Werte und Fähigkeiten für ihr Leben zu vermitteln? Wir haben uns mit dem Thema auseinandergesetzt und verschiedene Aspekte des Verhaltens im Elternhaus genauer unter die Lupe genommen.

Taten sagen mehr als Worte: Wie bin ich ein Vorbild für meine Kinder?

Kinder halten uns regelmäßig den Spiegel vor. Sie konfrontieren uns unmittelbar mit kleinen Fehlern und Nachlässigkeiten, indem sie unser Verhalten kommentieren oder übernehmen. Dass ihr ein Vorbild für eure Kinder seid, ist den meisten Eltern durchaus bewusst. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass sich die Vorbildfunktion nicht nur auf die positiven Verhaltensweisen der Eltern bezieht, sondern auf alle Gewohnheiten und Lebensbereiche. Wer zwar eine Sache predigt, selbst aber eine andere Sache tut, wird schnell unglaubwürdig: Warum soll ein Kind sein Zimmer aufräumen, wenn im Wohnzimmer regelmäßig Chaos herrscht? Warum soll es ruhig und gesittet am Mittagstisch sitzen, wenn Mama nebenbei Zeitung liest oder telefoniert? Es ist nicht immer leicht, ein gutes Vorbild für seine Kinder zu sein. Oft bedeutet es, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen und ggf. auch zu ändern. Denn viele Verhaltensweisen sind reine Gewohnheiten, über die wir nicht groß nachdenken. Verhalte ich mich selbst so, wie ich es von meinem Kind und meinen Mitmenschen erwarte? Das ist die grundsätzliche Fragestellung für die Vorbildfunktion. Mehr darüber, wie ihr ein gutes Vorbild für eure Kinder sein könnt, erfahrt ihr hier.

Ich mache alles anders als meine Eltern!

Wie sehr das Elternhaus prägt, erkennen die meisten Menschen spätestens dann, wenn sie selbst Eltern werden. Viele übernehmen unbewusst das Verhalten der eigenen Eltern, sei es in Stresssituationen oder im Alltag mit Kind. Andere grenzen sich bewusst vom Erziehungsstil ihrer Eltern ab und möchten es besser machen. Und wieder andere schöpfen aus den Kindheitserfahrungen und suchen bei ihren Eltern sogar Rat in Erziehungsfragen. Ganz gleich, ob wir die eigene Erziehung als positiv oder negativ in Erinnerung haben: Immer wirkt sie sich entscheidend darauf aus, wie wir mit unseren Kindern umgehen und welche Ansprüche wir an uns als Eltern haben. Das könnt ihr euch zunutze machen: Was hat euch in eurer eigenen Erziehung gutgetan, wo hättet ihr euch von euren Eltern mehr Unterstützung gewünscht? Mit diesem Bewusstsein habt ihr schon mal einen guten Leitfaden für euren individuellen Erziehungsstil an der Hand.

Wie können wir unserem Kind authentische Eltern sein?

Kinder haben ziemlich gut funktionierende Antennen, wenn es um die Glaubwürdigkeit ihrer Eltern geht. Und viele Eltern sind mehr denn je verunsichert in grundsätzlichen Fragen der Kindererziehung: Einerseits möchten sie alles richtig machen und ihr Kind optimal fördern, andererseits müssen sie es meistern, das Familienleben entspannt, harmonisch und parallel zum Job zu gestalten. Aber wie wirkt sich diese Verunsicherung auf die Kinder aus? Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Sie brauchen die Sicherheit, die ihnen eine authentische Erziehung vermitteln kann. Aber wie finden Eltern ihren eigenen Weg in der Kindererziehung? Wir haben einige To-Dos für Authentizität zusammengestellt:

  • Selbstvertrauen: Vertraut auf eure Kompetenzen als Eltern und immer wieder auch auf euer Bauchgefühl

  • Aufmerksamkeit: Hört eurem Kind zu, verbringt gemeinsame Zeit, um herauszufinden, was es wirklich braucht

  • Unvollkommenheit: Gebt Fehler und Ängste zu und seid bereit, dazuzulernen

  • Überzeugung: Seid echt, vermittelt eurem Kind nur die Werte, hinter denen ihr selbst steht

  • Augenhöhe: Seid eurem Kind gegenüber so höflich und respektvoll, wie ihr es selbst erwartet

Es wird immer wieder Situationen geben, in denen ihr als Eltern an eure Grenzen stoßt. Auch das ist völlig normal – und das Akzeptieren der eigenen Fehler ein Teil Ihrer Authentizität.

Bin ich engagiert – oder schon eine Helikopter-Mutter?

Verhalten im Elternhaus | Bild

Auf Schritt und Tritt unter Kontrolle: Wer sich auf Spielplätzen und in Kindergärten umschaut, der kann ins Staunen kommen: Eltern bespaßen ihre Kinder stundenlang im Sandkasten oder stehen direkt neben dem Klettergerüst, damit nichts passiert. Kindergartenmütter planen Förderprogramme für ihre Kinder, anstatt sie draußen spielen zu lassen und Eltern tragen ihren Kindern den Schulranzen bis in den Klassenraum, um sie nur ja nicht zu überfordern. Mehr und mehr werden Eltern zum persönlichen Assistenten ihrer Kinder – und agieren ungefragt als Alleinunterhalter, Taxi, Konfliktberater und Eventmanager. Dabei setzen die sogenannten Helikopter-Eltern nicht nur sich selbst unter Druck, sondern auch ihre Kinder.

Perfekte Eltern – verunsicherte Kinder: Das Verständnis von Elternschaft hat sich gewandelt. Heute sind Kinder nicht mehr eine selbstverständliche „Begleiterscheinung“ des Erwachsenenlebens, sondern werden sorgfältig mit der gleichen Zielstrebigkeit, mit die berufliche Karriere verfolgt wird in den Lebensentwurf eingeplant. Die vermeintlich perfekten Eltern wollen alles richtig machen und verlernen dabei, sich auf ihre Intuition zu verlassen. Diese Verunsicherung überträgt sich auf die Kinder: Sie entwickeln kein Selbstbewusstsein, weil die Eltern ihnen nichts zutrauen, kein Verantwortungsgefühl, weil alles für sie erledigt wird, und keine Eigeninitiative, weil ihr Alltag von fremder Hand gestaltet wird.

Bin ich eine Helikopter-Mutter? Die Grenzen zwischen den ganz normalen Sorgen und Kontrollwahn sind nicht immer klar gezogen. Auch die individuellen Bedürfnisse eines Kindes und die Umstände in Kita, Schule oder in der Freizeitgestaltung spielen eine Rolle. Jede Mutter erwischt sich wohl hin und wieder bei irrationalen Ängsten oder Bedenken, doch macht sie das zur Helikopter-Mutter? Nein – solange diese Ängste nicht das Verhalten gegenüber dem Kind diktieren. Kinder brauchen die Freiheit, sich selbst auszuprobieren, eigene Fehler zu machen und auch mal einfach gar nichts zu tun. Dafür brauchen sie vor allem das Vertrauen ihrer Eltern. Lest hier mehr darüber, was hinter dem Begriff Helikopter-Eltern steckt.

Checkliste: Wie verhalte ich mich meinen Kindern gegenüber richtig?

  • Ansprüche definieren: Welche Ansprüche habt ihr an euch selbst als Eltern?

  • Erziehungsziele benennen: Was möchtet ihr eurem Kind auf seinem Lebensweg mitgeben?

  • Authentisch sein: Steht ihr hinter den Werten, die ihr eurem Kind vermittelt?

  • Vorbild sein: Lebt ihr diese Werte und dieses Verhalten selbst im Alltag vor?

  • Flexibel bleiben: Stellt ihr den eigenen Erziehungsstil hin und wieder auf den Prüfstand – vielleicht erfordert die Familiensituation gerade etwas anderes?

  • Verständnis zeigen: Habt ihr Verständnis für Fehler und Niederlagen eures Kindes aber auch für die eigenen?

  • Konsequent sein: Steht ihr zu eurem Wort – wenn ihr etwas versprecht ebenso wie wenn ihr Strafen ankündigt?

  • Perfektionismus ablegen: Kinder brauchen keine „perfekte“ Erziehung, sondern authentische, zugewandte Eltern!

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