Was ist Hyperaktivität?
Hyperaktivität ist keine Erfindung der modernen Kinder- und Jugendpsychologie, sondern eine real existierende psychische Störung, die die betroffenen Kinder, aber auch deren Eltern und betreuende Personen, stark belasten kann. Verhaltensauffällige oder nur schwer kontrollierbare Kinder hat es immer gegeben – früher galten diese schlicht als unerzogen. Erst mit dem Bekanntwerden von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätssyndrom), häufig auch „Zappelphilipp-Syndrom“ genannt, ist das Bewusstsein für diese Störung gewachsen.
Fakten zur Hyperaktivität: Etwa dreimal mehr Jungen als Mädchen gelten als hyperaktiv, wobei die Bereitschaft bei Eltern von Jungen anscheinend höher ist, einen Facharzt für eine Diagnose aufzusuchen. Insgesamt geht man davon aus, dass rund 10 % aller Kinder in Deutschland zumindest an einer leichten Form der Hyperaktivität leiden. Die hektischer werdende Umwelt mit immer stärkeren und vielfältigeren Reizen scheint diese Entwicklung zu begünstigen.
Wie wird Hyperaktivität verursacht? Forscher können weder genau sagen, was die Hyperaktivitätsstörung auslöst, noch ist bekannt, warum sie bei einigen Kindern stärker und bei anderen weniger stark ausgeprägt ist. Als sicher gilt nur, dass ADHS genetisch bedingt ist und nicht durch die Erziehung ausgelöst wird. Derzeit gehen Experten davon aus, dass Funktionsstörungen im Gehirn für die Entwicklung von ADHS verantwortlich sind.
AHDS vs. ADS: Eine Aufmerksamkeitsstörung muss nicht zwangsläufig mit Hyperaktivität einhergehen. Die Diagnose ADS bezeichnet ein Aufmerksamkeitsdefizit ohne Hyperaktivität. Die sogenannten hypoaktiven Kinder gelten als kreativ und sehr gefühlsbetont und sind motorisch wesentlich ruhiger als hyperaktive Kinder. Auf Dinge, die sie interessieren, können sie sich sehr gut konzentrieren, im Alltag wirken sie aber zerstreut, fahrig und abgelenkt.
Welche Symptome deuten auf Hyperaktivität bei Kindern hin?
Kein Kind ist wie das andere, das gilt auch in Bezug auf Hyperaktivität. Die Aufmerksamkeitsstörung kann von Kind zu Kind unterschiedlich stark und mit unterschiedlichen Symptomen ausgeprägt sein. Drei Hauptsymptome gelten als charakteristisch für ADHS:
Hyperaktivität
Euer Kind zappelt herum, kann nicht stillsitzen oder -stehen
Euer Kind redet ununterbrochen und unterbricht andere
Euer Kind läuft, rennt und klettert überall herum (auch in unpassenden Situationen)
Euer Kind spielt ständig mit seinen Händen, Gegenständen, klopft und wippt mit den Füßen etc.
Unaufmerksamkeit
Euer Kind kann sich nicht auf eine Sache oder Person konzentrieren
Euer Kind lässt sich schnell ablenken
Euer Kind ist vergesslich oder zerstreut
Euer Kind bleibt beim Spielen nicht bei der Sache und führt Aufgaben nicht zu Ende aus
Impulsivität
Euer Kind drängelt sich häufig vor oder antwortet, bevor eine Frage zu Ende gestellt wurde
Euer Kind ist ungeduldig und handelt häufig unüberlegt
Euer Kind unterbricht andere Kinder und Erwachsene beim Spielen oder im Gespräch
Euer Kind ist sprunghaft und verliert schnell das Interesse an Spielen und Aufgaben
Was ist zu tun, wenn der Verdacht auf ADHS besteht?
Frühe Auffälligkeiten:
Bei vielen Kindern werden Auffälligkeiten schon im Kindergartenalter deutlich. Eltern und Erziehern fallen meist die Rastlosigkeit der Kinder oder eine Neigung zu Wutausbrüchen auf. Von einer schnellen Diagnose solltet ihr aber Abstand nehmen: Nur durch genaues Beobachten über einen längeren Zeitraum hinweg lässt sich sagen, ob es sich um eine vorübergehende Entwicklungsstörung handelt oder ob ein Kind wirklich unter ADHS leidet.
Facharzt-Diagnose:
Die erste Anlaufstelle sollte der Kinderarzt sein. Er kann euer Kind ggf. an einen Kinderpsychologen überweisen und euch wahrscheinlich auch mit Tipps und Empfehlungen weiterhelfen. Abhängig vom Einzelfall finden dann verschiedene körperliche und neurologische Untersuchungen statt. Auch psychologische Tests sowie eine umfassende Befragung der Eltern und Verhaltensbeobachtungen des Kindes in seinem täglichen Umfeld können zur Diagnosestellung herangezogen werden.
Therapieformen:
Ausgehend von der Diagnose sollte ein individuelles Therapiekonzept erstellt werden. Oft führt schon eine Verhaltenstherapie für Kind und Eltern zu einer spürbaren Verbesserung der Situation. Im Rahmen einer multimodalen Therapie werden auch sogenannte Stimulanzien verschrieben, die helfen, die Verhaltensauffälligkeiten zu reduzieren.