Wie äußert sich Stottern bei Kindern?
Viele Kinder im Kindergartenalter stottern hin und wieder, wenn sie aufgeregt oder abgelenkt sind, oder wenn die Worte nicht schnell genug kommen wollen. Von Stottern im Sinne einer Sprachstörung spricht man erst, wenn die Sprache unkontrolliert stockt und die Kinder ein Wort trotz Konzentration und Anstrengung nicht zu Ende bringen können.
Logopäden benennen drei Kernsymptome für das kindliche Stottern:
Unfreiwillige Wiederholungen von Silben (Ma-ma-ma-maus)
Unkontrollierte Verlängerung von Lauten (Mmmmmmmaus)
Sprachblockaden, bei denen die Sprechbewegung komplett stockt
(- - - - -maus)
Häufig werden diese Symptome von weiteren körperlichen Symptomen begleitet, als Reaktion auf den Kontrollverlust beim Sprechen:
Lauter werdende Stimme oder Flüstern
Grimassen oder starke Anstrengung beim Sprechen
Heftige Bewegungen der Arme und Hände beim Sprechen
Vermeidungsstrategien wie Umformulieren von Wörtern, Abbrechen eines Satzes oder das vollständige Vermeiden von Situationen, in denen gesprochen wird
Viele Eltern bemerken erst durch diese Begleiterscheinungen eine Auffälligkeit bei ihrem Kind.
Welche Ursachen gibt es für Stottern bei Kindern?
Warum stottert mein Kind? Die Meinung, dass Stottern durch Traumata, fehlende Sprachförderung oder andere Versäumnisse der Eltern ausgelöst wird, ist relativ verbreitet, aber unbegründet. Experten gehen davon aus, dass Stottern angeboren ist und nicht durch Erziehung oder Erlebnisse verursacht wird.
Zahlen und Fakten über das Stottern
Studien zufolge stottern rund 5% aller Kinder – Bei den meisten tritt die Sprachstörung allerdings vorübergehend im Kleinkind- und Grundschulalter auf
Jungen stottern häufiger als Mädchen
Bei 80–85% der betroffenen Kinder hört das Stottern irgendwann von allein auf, die restlichen 15–20% stottern ihr Leben lang
Meist tritt das Stottern zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr auf
Der Grad des Stotterns ist bei allen Kindern unterschiedlich und kann von leichten Wiederholungen zu massiven Blockaden mit starken Begleiterscheinungen reichen
Häufig tritt Stottern situationsbedingt auf, etwa wenn Kinder aufgeregt sind oder sich in einer ungewohnten Umgebung befinden
Stottern lässt sich weder vorbeugen noch voraussehen, aber mit einer individuell ausgelegten Sprachtherapie lässt es sich gut in den Griff bekommen
Mein Kind stottert – wie kann ich es unterstützen?
Nicht ignorieren: Meist sind den Kindern ihre Sprachschwierigkeiten und ihr „Anderssein“ sehr deutlich bewusst. Eltern, die das Problem totschweigen und hoffen, dass es sich von allein gibt, verstärken die Verunsicherung ihrer Kinder eher noch. Besser: Das Stottern offen und verständnisvoll thematisieren, auch Erziehern, Freunden und Lehrern gegenüber.
Selbstbewusstsein stärken: Für stotternde Kinder wird das Sprechen und Erzählen zur Herausforderung. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, indem sie aufmerksam zuhören, auf das Erzählte eingehen und sich insgesamt eher auf den Inhalt als auf die Form des Gesagten konzentrieren. „Du bist in Ordnung so, wie du bist“ ist das wichtigste Signal an das Kind.
Zeit zum Sprechen: Wenn sie genügend Zeit und Ruhe haben, bringen auch stotternde Kinder ihre Sätze zu Ende – und das ist ein wichtiges Erfolgserlebnis. Eltern sollten viel Geduld haben und keinesfalls die Sätze ihrer Kinder vervollständigen.
Logopädische Förderung: Je früher ein Kind eine Sprachtherapie beginnt, desto besser sind die Chancen, dass es das Stottern langfristig in den Griff bekommt. Die Eltern sollten die Therapie begleiten, um zu lernen, wie sie am besten mit dem Stottern ihres Kindes umgehen. Es gibt verschiedene Therapieansätze, über die sowohl Kinderärzte als auch Logopäden und Sprachtherapeuten informieren können.