Er ist Zaubermittel und Zankapfel im Alltag mit Baby: Am Schnuller scheiden sich die Geister. Für viele Eltern ist der Gummisauger unverzichtbar, um ihre Kinder zu beruhigen oder zum Einschlafen zu bringen. Ein Kind, das ständig den Schnuller hat, geht aber doch vielen gegen den Strich. Nicht zuletzt gibt es Mediziner und Pädagogen, die dem Schnuller kritisch gegenüberstehen. Wie der richtige Umgang mit Schnuller für euch und euer Kind aussieht, entscheidet ihr selbst. Für euch wird es Zeit, dass sich euer Liebling vom Schnuller verabschiedet? Mit unseren Tipps zeigen wir euch, wie es ohne Stress funktioniert.
Schnuller abgewöhnen: der richtige Zeitpunkt & Methoden zur Entwöhnung
Richtig oder falsch? – Fakten und Mythen rund um den Schnuller
Schnuller befriedigen das natürliche Saugbedürfnis von Babys Dass Babys mit einem ausgeprägten Saugbedürfnis zur Welt kommen, ist unumstritten. Ebenso die Tatsache, dass das Saugen sie beruhigt, zum Beispiel, wenn sie müde sind oder kränkeln. Mit Blick auf das Saugbedürfnis ist der Schnuller also keine Dauerlösung, sondern eine gezielte, zeitweise Beruhigung – die gleiche Funktion, die auch das Saugen an der Brust erfüllt.
Schnullerkinder trinken schlechter an der Brust Es gibt keinen medizinischen Nachweis dafür, dass Kinder, die einen Schnuller bekommen, Schwierigkeiten haben, an der Mutterbrust zu trinken – wohl aber dafür, dass nicht gestillte Kinder häufiger einen Schnuller bekommen als gestillte. Wenn ihr Sorgen habt, dass der Schnuller das Trinkverhalten eures Babys stören könnte, verzichtet in der ersten Zeit darauf. Mit ein bis zwei Monaten sind die meisten Kinder so geübt an der Brust, dass der Schnuller keinen Einfluss auf ihr Saugverhalten hat.
Schnuller begünstigen Kiefer- und Gaumenfehlstellungen Es gibt verschiedene Studien, die ein erhöhtes Risiko für Kiefer-, Gaumen- und Zahndeformation bestätigen – wenn ein Schnuller über das zweite Lebensjahr hinaus regelmäßig genutzt wird. Ob die Schnuller symmetrisch oder anatomisch bzw. „kiefergerecht“ geformt sind, spielt dabei keine Rolle.
Einige Kinder lehnen Schnuller grundsätzlich ab Nicht alle Kinder freunden sich mit dem Schnuller an – häufig spielt dabei die Schnullergröße und -form eine Rolle oder er wird zu früh angeboten. In den ersten Wochen haben viele Kinder noch Schwierigkeiten, einen Schnuller im Mund „festzuhalten“, sodass es wirkt, als würden sie ihn wieder ausspucken.
Kinder, die keinen Schnuller bekommen, werden zu Daumenlutschern Nicht alle Kinder, die ohne Schnuller aufwachsen, lutschen am Daumen, und auch Schnullerkinder lutschen oder kauen hin und wieder an ihren Fingern. Grundsätzlich ist der Schnuller dem Daumen aber vorzuziehen, da er leichter abzugewöhnen ist. Kinder, die am Daumen lutschen, tun dies häufig auch mit vier oder fünf Jahren noch. Deswegen ist beim Abgewöhnen des Schnullers darauf zu achten, dass euer Kind möglichst nicht zum Daumenlutschen wechselt und sich dies angewöhnt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um meinem Kind den Schnuller abzugewöhnen?
Laut Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. empfiehlt es sich, eurem Kind den Schnuller etwa nach dem siebten Lebensmonat abzugewöhnen. Mit einem halben Jahr kommen bei vielen Babys die ersten Zähnchen zum Vorschein und der Saugreflex bildet sich zurück, während der Kaureflex sich immer mehr ausprägt. Das ist ein guter Zeitpunkt, um mit der Entwöhnung anzufangen. Spätestens bis zum dritten Lebensjahr solltet ihr eurem Kleinkind den Schnuller endgültig abgewöhnen.
Beachtet aber, dass es nicht den einen richtigen Zeitpunkt für die Entwöhnung gibt. Manche Babys haben auch mit über einem halben Jahr noch ein stärkeres Saugbedürfnis und fühlen sich mit dem Schnuller weiterhin wohl. Seid hier einfach aufmerksam, was euer Kind braucht und tastet euch zusammen an den richtigen Zeitpunkt heran.
Unsere Tipps: So klappt’s mit der Schnuller-Entwöhnung
Den richtigen Zeitpunkt finden: Die Abgewöhnung sollte nicht in eine Zeit fallen, in der große Veränderungen anstehen, z. B. die Eingewöhnung in den Kindergarten oder die Geburt eines Geschwisterchens – wählt besser eine Zeit, in der die nötige Ruhe herrscht
„Radikalentwöhnung“ vermeiden: Für viele Kinder ist der Schnuller ein wichtiger Bestandteil des Alltags, der ihnen Sicherheit und Trost gibt. Ein radikaler Stopp ist meist mit Stress verbunden – auch für die Eltern. Beginnt möglichst vorsichtig mit der Entwöhnung an, indem ihr eurem Kind den Schnuller in weniger Situationen anbietet.
Schnullerzeiten reduzieren: Wenn ihr die Schnullerzeiten langsam zurückschraubt, fällt die Abgewöhnung leichter. Das funktioniert ab etwa einem Jahr. Viele Eltern beschränken den Schnuller auch auf bestimmte Bereiche, z. B. auf das Bett, auf das Auto oder den Kinderwagen.
Wenn möglich, freiwillig: Falls euer Kind nicht zu denen gehört, die irgendwann von ganz allein kein Interesse mehr am Schnuller haben, solltet ihr dennoch versuchen, ein freiwilliges Aufgeben des Schnullers zu verhandeln. Ab etwa zwei Jahren sind Kinder in der Lage, sich bewusst von ihrem Schnuller zu verabschieden, falls nicht vorher schon eine Entwöhnung stattgefunden hat.
Schnullerfee: Die Schnullerfee ist weit verbreitet: Wenn das Kind dazu bereit ist, legt es den Schnuller abends an einem vereinbarten Platz ab. Nachts kommt die Schnullerfee, sammelt den Schnuller ein und hinterlässt dafür ein kleines Geschenk. Diese Methode hat den Vorteil, dass dein Kind seinen Schnuller nicht aufgibt, sondern eher eintauscht. Einige Eltern erzählen ihrem Kind auch, dass die Schnullerfee den Schnuller anderen „kleinen Babys“ mitbringt.
Abgabe-Zeremonie: Manche Eltern ziehen ein Schnuller-Ritual dem Märchen von der Schnullerfee vor. Dabei kann das Kind den Schnuller beispielsweise an einen Baum hängen, ihn selbst im Müll entsorgen oder im Garten verbuddeln. So trägt es aktiv zur Entwöhnung bei und weiß immer, wo der Schnuller ist.
Alternativen anbieten: Wenn sich der Kaureflex entwickelt, könnt ihr eurem Kind als Alternative zum Schnuller einen Beißring geben. Das macht die Entwöhnung einfacher und hilft dabei, die Muskulatur des Mundes zu stärken.
Zusammenfassung: Dos und Don‘ts für den Umgang mit Schnuller
Erst einen Schnuller anbieten, wenn das Trinken an der Brust oder aus dem Fläschchen reibungslos funktioniert.
Auf die passende (altersgerechte) Schnullergröße achten.
Schnuller nur zeitweise verwenden, z. B. wenn euer Kind weint oder als Einschlafhilfe.
Schnuller spätestens bis zum dritten Geburtstag abgewöhnen, um Fehlstellungen der Zähne zu vermeiden.
Entwöhnung nicht in Phasen legen, in denen gerade viel passiert oder sich viel ändert.
Die Entwöhnung möglichst stressfrei gestalten.
Nicht unnötig sorgen: Kinder können auch sehr gut gänzlich ohne Schnuller aufwachsen, ohne zum mehrjährigen Daumenlutscher zu werden.