Grundregeln für die Kinderernährung
Wie alle Aspekte der Kindererziehung ist auch die Ernährung eine individuelle Entscheidung, die stark von den eigenen Erfahrungen und von der Auseinandersetzung mit dem Thema geprägt ist. Ein paar Grundregeln sollten allerdings in jedem Ernährungskonzept enthalten sein:
Viel Flüssigkeit:
Kinder solten auch zwischen den Mahlzeiten regelmäßig trinken. Am besten Wasser, Tees oder stark verdünnte Saftschorlen.
Viel Frisches:
Frisch, gekocht, püriert oder entsaftet - Obst und Gemüse müssen nicht bei jeder Mahlzeit, sollten aber zumindest jeden Tag auf dem Speiseplan stehen.
Ausreichend Ballaststoffe:
Ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Getreideprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse sättigen und fördern die Verdauung.
Salz und Zucker in Maßen:
Sehr salzige oder süße Speisen sollten die Ausnahme sein - schon allein, weil andere Lebensmittel im Vergleich mit Chips, Schokoriegeln und stark gewürzten Fertigprodukten plötzlich "fade" schmecken.
Ein Vorbild sein:
Kinder lernen vom Verhalten der Eltern - wenn ihr beim Essen mit gutem Beispiel vorangehen, wird das langfristig auch die Essgewohnheiten eures Kindes prägen.
Die vielleicht wichtigste Regel der Kinderernährung aber hat mit Nährstoffgehalten und Sättigungswert rein gar nichts zu tun: Essen soll Spaß machen. Nehmt euch Zeit für gemeinsame Mahlzeiten und bleibt offen für neue Ideen und Erfahrungen.
Die richtige Ernährung in jedem Alter:
Säuglingsalter bis zwei Jahre
Ab etwa sechs Monaten benötigen Kinder neben der Muttermilch zusätzliche Energie und Nährstoffe, um sich gesund zu entwickeln. Nachdem sich euer Kind an den ersten Brei gewöhnt hat, sollten ihr ihm nach und nach immer neue Lebensmittel anbieten – so kann es sein Verdauungssystem entwickeln und die Vielfalt des Essens kennenlernen. Häufig ist im ersten Jahr Geduld angebracht: Einige Kinder tun sich schwer mit der Nahrungsumstellung. Lasst euch Zeit und versucht es ggf. nach ein paar Tagen erneut. Früher oder später wird euer Kind die neuen Geschmäcker und Texturen schätzen lernen.
Vorsicht: Harte Lebensmittel wie Äpfel und Karotten in Stücken solltet ihr im Kleinkindalter vermeiden, da sich Kinder daran verschlucken können.
Augen auf: Viele Allergien zeigen sich erstmals im Kleinkindalter. Beobachtet mögliche Reaktionen, insbesondere bei neuen Lebensmitteln.
Kindergartenalter
Mit der Kindergartenzeit sind erstmals nicht nur die familiären Essgewohnheiten prägend, sondern auch der Speiseplan der Kita bzw. der Kindergartenfreunde. Die meisten Kinder haben mit drei Jahren bereits deutliche Vorlieben und Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel entwickelt. Häufig ändern sich diese Gewohnheiten im Laufe der Zeit – leistet also nicht zu viel Überzeugungsarbeit und bietet stattdessen möglichst viele gesunde Alternativen an.
Wie viel braucht mein Kind?
Wie viele Kalorien ein Kind braucht, ist abhängig von seiner Größe, vom Wachstum und davon, wie viel es sich bewegt. In der Regel gilt: Kinder holen sich das, was sie brauchen – mal mehr, mal weniger. Solange euer Kind nicht ständig blass oder müde ist, solltet ihr euch wegen der Essensmenge keine zu großen Gedanken machen.
Ausreichend trinken:
Kindergartenkinder vergessen häufig zu trinken, weil gerade alles andere spannender ist. Achtet darauf, dass euer Kind regelmäßig Wasser trinkt – ggf. könnt ihr feste „Trinkpausen“ einführen oder euer Kind mit Strohhalmen oder einer bunten Trinkflasche zum Trinken animieren.
Grundlagen:
Das richtige „Drumherum“ sollte Hand in Hand mit den Essgewohnheiten gehen: Händewaschen, Tischdecken, Essen mit Messer und Gabel, Tischmanieren und natürlich das regelmäßige Zähneputzen.
Schulkinder
Die wachsende Selbständigkeit von Kindern erleichtert vieles, sorgt aber auch für Diskussionen am Essenstisch. Versucht euer Kind frühzeitig an die Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung heranzuführen: Schon mit sieben oder acht Jahren können Kinder Verantwortung beim täglichen Einkaufen und Kochen übernehmen. So lernen sie den Umgang mit Lebensmitteln und können gleichzeitig ihre Essenswünsche selbst umsetzen. Eine solche Grundlage hilft euch, die typischen Vorlieben für Süße Getränke, Chips oder Schokoriegel etwas entspannter zu sehen.
Einseitige Ernährung?
Mangelerscheinungen sind in einem Industrieland wie Deutschland sehr selten, selbst bei Kindern, die Gemüse, Obst, Milchprodukte oder Fleisch ablehnen. Sucht gemeinsam nach Alternativen und vermeidet zu viel Salziges und Süßes.
Schadet vegetarische Ernährung der Entwicklung?
Kinder brauchen nicht unbedingt Fleisch, wenn sie sich ansonsten ausgewogen ernähren. Schwieriger ist es bei veganer Ernährung – hier müssen Eltern sehr gut Bescheid wissen, damit euer Kind alle Nährstoffe bekommt, die es braucht.
Entspannte Mahlzeiten – so vermeidet ihr Stress beim Essen
Gemeinsam essen: Kinder lernen von ihren Eltern – auch beim Essen. Beim gemeinsamen Essen lernen sie nicht nur den Umgang mit Messer und Gabel und das Benehmen bei Tisch, sondern auch das Erzählen und Zuhören.
Gelassen bleiben: Vor allem mit Kleinkindern ist Essen selten entspannt. Versucht, für den Moment ein Auge zuzudrücken – gemeinsam und mit Genuss zu essen ist manchmal wichtiger als die Sauberkeit bei Tisch. Gelassenheit hilft auch bei größeren Kindern, die ein bestimmtes Essen nicht mögen oder bei Kindern, die beim Essen herumzappeln.
Farbe ins Essen bringen: Abwechslung bei den Mahlzeiten ist nicht nur ernährungstechnisch von Vorteil: Buntes Gemüse wie Paprika, Karotten, Mais und Brokkoli freut auch das Auge und macht Kinder neugierig, ebenso wie knackige Nüsse oder selbstgemachte Croutons, mit denen Sie Suppen, Salate und Aufläufe variieren können.
Nicht zum Aufessen zwingen: Respektiert das natürliche Sättigungsgefühl eures Kindes. Wer mehr essen muss, als er mag, entwickelt möglicherweise negative Assoziationen zum Essen oder isst auch als Erwachsener zu viel.
Lebensmittelallergien – worauf muss ich bei der Kinderernährung achten?
Von allen allergischen Erkrankungen sind Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten die häufigsten. Bis heute ist nicht genau erforscht, warum Menschen überempfindlich auf verschiedene Lebensmittel reagieren. Häufig treten allergische Reaktionen mit zwei oder drei Jahren das erste Mal auf, und nicht selten verschwinden die Symptome nach ein paar Jahren wieder. Grundsätzlich können aber auch schon Babys betroffen sein, genauso können auch im Erwachsenenalter noch Allergien entwickelt werden. Wichtig ist, dies frühzeitig zu erkennen und – im Idealfall mit ärztlicher Unterstützung – die Ernährung entsprechend umzustellen.
Zu den häufigsten Allergenen bei Kindern zählen:
Etwas seltener: Steinfrüchte, Sellerie und Beerenfrüchte
Vor allem bei der Umstellung von Milch auf Brei sind viele Eltern unsicher, welche Nahrung sie ihrem Kind geben sollen, um das Allergierisiko möglichst gering zu halten. Bestimmte Lebensmittel wie Kuhmilch, Nüsse oder Weizen von Anfang an zu meiden, ist bei Kindern ohne starke Allergiegefährdung aber eher kontraproduktiv: So hat der kindliche Organismus keine Chance, sich an diese Lebensmittel zu gewöhnen. Sinnvoller ist es, nach und nach verschiedene Lebensmittelgruppen auszuprobieren und eventuelle Reaktionen im Blick zu behalten.
Mögliche Symptome einer allergischen Reaktion können sein:
Rote Flecken, Juckreiz und Schwellungen der Haut, Neurodermitis
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Erbrechen
Asthma oder Atemnot, kratzender Hals
Bei Verdacht auf eine Allergie solltet ihr einen Allergietest vom Arzt durchführen lassen, um Gewissheit zu haben und um mögliche Kreuzallergien zu bestimmen. Im Familienalltag muss eine Lebensmittelallergie keine Einschränkung bedeuten: Wenn ihr selbst kocht, habt ihr die beste Kontrolle über die Zutaten und könnt allergieauslösende Lebensmittel ggf. durch Alternativen ersetzen.
Kinderernährung ist Elternsache:
Lasst euch nicht verunsichern
Was Kinder essen, hängt nicht nur vom Ernährungskonzept der Eltern ab. Auch der kulturelle Hintergrund spielt eine entscheidende Rolle. Während deutsche Eltern für den ersten Brei auf Karotten oder Pastinaken schwören, beginnt man in Südeuropa häufig mit püriertem Obst, in anderen Ländern stehen Getreide wie Maisbrei oder Reisbrei als erstes auf dem Speiseplan, mitunter auch Bohnen, Fisch oder Fleisch. Und während wir bei Kleinkindern eher vorsichtig mit Salz, Zucker und Gewürzen umgehen, essen in vielen anderen Kulturen – auch in europäischen – die Kinder von Anfang an das gleiche kräftig gewürzte Essen wie die Großen.
Keine dieser verschiedenen Ernährungsarten ist prinzipiell richtig oder falsch – was wir essen, ist auch eine Frage unserer Kultur und unserer persönlichen Einstellung. Alle Eltern sind vertraut mit Verwunderung und gutgemeinten Ratschlägen bis hin zu entsetztem Kopfschütteln, wenn es um Fragen der Kinderernährung geht. Lasst euch nicht verunsichern! Solange euer Kind
die Nährstoffe und die Energie bekommt, die es für seine Entwicklung benötigt und
mit Appetit und mit Genuss isst,
könnt ihr euch entspannen. Vermittelt eurem Kind die Vielfalt, die unser Essen zu bieten hat – so bleibt auch ihr selbst offen für neue Eindrücke und Genüsse.