Patchworkfamilie – Familie neu zusammengewürfelt

Der Begriff Patchworkfamilie ist wesentlich neuer als das, wofür er steht: eine Familie, bei der mindestens ein Elternteil ein oder mehr Kinder aus einer vorherigen Beziehung mit in die Familie gebracht hat. Früher nannte man diese neuen Familienkonstellationen schlicht Stieffamilie – ein Begriff, der bei vielen negative Assoziationen hervorruft.

Mit der Zunahme dieser Familienform hat sich mehr und mehr die englischsprachige Bezeichnung Patchworkfamilie durchgesetzt. Sie steht als Metapher für eine bunt zusammengesetzte Familie aus Familienmitgliedern unterschiedlicher Herkunft – genau wie die bunten Stoffflicken, die zu einer Decke zusammengenäht werden.

Für die Patchworkfamilie selbst kann diese Bezeichnung ein Anreiz sein – denn nur, wenn die einzelnen Stoffflicken fest zusammenhalten und jeder am richtigen Platz ist, entsteht eine schöne Patchworkdecke, an der man Freude haben kann.

Die Zahl und Komplexität der Patchworkfamilien wächst

Von der Stieffamilie zur Patchworkfamilie: 

Auch vor 100 Jahren hat es Stieffamilien gegeben. Damals war meist nicht eine Trennung, sondern der Verlust eines Partners der Grund für eine Neu-Zusammensetzung der Familie. Viele Frauen starben im Kindbett, Männer fielen im Krieg oder erlagen Krankheiten. Aus wirtschaftlichen Gründen und um die eigenen Kinder versorgt zu wissen, suchten sich die Witwen bzw. Witwer neue Partner.

Immer mehr Patchworkfamilien:

Heute entsteht eine Patchworkfamilie vor allem dann, wenn sich Paare trennen und neue Partner kennenlernen. Nach aktuellen Zahlen sind fast 14 % der deutschen Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren Patchworkfamilien. Nach der klassischen Familie und den Alleinerziehenden (16 %) ist das die dritthäufigste Familienform in Deutschland. Moderne Patchworkfamilien verzweigen sich immer weiter, z. B. wenn beide Partner Kinder mit in die Beziehung bringen oder wenn die getrennten Elternteile jeweils einen neuen Partner mit Kind finden. So wird die Patchworkfamilie schnell zur Großfamilie.

Die größten Herausforderungen in der Patchworkfamilie

Rosarote Brille:

Wenn nach einer Trennung oder einem Verlust ein neuer Partner ins Spiel kommt, reagieren viele Menschen euphorisch. Alles scheint perfekt und man kann sich nicht vorstellen, dass es irgendetwas gibt, was den Weg ins gemeinsame Glück behindern kann. Fakt ist aber, dass in jeder Patchworkfamilie unterschiedliche Lebensweisen, Weltanschauungen und Erziehungsmethoden aufeinandertreffen - dieses Konfliktpotential solltet ihr gerade am Anfang nicht unterschätzen.

Perfektionismus:

"Dieses Mal mache ich alles richtig!" Das nehmen sich viele Menschen nach einer gescheiterten Beziehung vor - und setzen sich und ihren Partner damit enorm unter Druck. Anstatt von der perfekten neuen Familie zu träumen, solltet ihr euch, eurem neuen Partner und euren Kindern Zeit und Freiraum lassen, um Schritt für Schritt zu einer Familie zusammenzuwachsen.

Alles neu?

Patchworkfamilie | Image

Gerade für Kinder ist es ein Schock, wenn ihre gewohnte Welt sich verändert. Ganz gleich, ob die Eltern schon länger getrennt sind oder ob der Trennungsschmerz noch frisch ist - wenn ein "Ersatzpapa" oder eine "Ersatzmama" in die Familie kommt, man die Aufmerksamkeit der Eltern plötzlich mit anderen Kindern teilen muss oder vielleicht sogar ein Umzug ansteht, dann reagieren viele Kinder erst mal mit Verwirrung. Veränderungen sollten nicht alle auf einmal und auf keinen Fall unvermittelt kommen - sonst droht die Gefahr, in ein "Loch" zu fallen.

So klappt’s mit der Patchworkfamilie

Was brauchen wir? Jede Patchworkfamilie ist individuell – was in einer Familie funktioniert, geht in einer anderen vielleicht daneben. Versucht die Bedürfnisse und Persönlichkeiten jedes Familienmitglieds beim Neuanfang zu berücksichtigen.

  • Geduld haben:

    Eine neue Familie entsteht nicht auf Knopfdruck. Lasst allen Familienmitgliedern ausreichend Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen und verliert nicht den Mut, auch wenn es anfangs viele Konflikte gibt.

  • Kompromisse finden:

    Das Zusammenleben mit einem neuen Partner bedeutet immer auch, zwei unterschiedliche Weltanschauungen in Einklang zu bringen. Dazu gehört eine Menge Kompromissbereitschaft, insbesondere, wenn Kinder im Spiel sind.

  • Sich in Erziehungsfragen einigen:

    Die meisten Konflikte in der Patchworkfamilie drehen sich um Erziehungsfragen. Ihr solltet von Anfang an klar definieren, ob ein neuer Partner die fremden Kinder gleichberechtigt mit erzieht und welche Erziehungsmaßstäbe gelten sollen.

  • Ex-Partner akzeptieren:

    Vergesst nicht, dass eure Kinder oder die Kinder eures neuen Partners jeweils noch einen anderen Elternteil haben, der ihnen wahrscheinlich sehr wichtig ist. Selbst wenn ein freundschaftliches Verhältnis zu den Ex-Partnern nicht möglich ist, so solltet ihr euch mindestens um Objektivität bemühen.

  • Probleme ansprechen:

    Hofft lieber nicht darauf, dass sich Probleme mit der neuen Familienkonstellation von allein lösen. Sprecht Schwierigkeiten offen an und versucht gemeinsam, eine Lösung zu finden. Das braucht etwas Übung – vielleicht legt ihr einen Tag in der Woche für so ein Gespräch fest

  • Zeit allein mit eurem Kind:

    Auch wenn das Glück über die neue Familie groß ist – nehmt euch hin und wieder Zeit nur für euch und euer Kind. Diese Qualitätszeit gibt Kindern Sicherheit und hilft ihnen, ihren Platz in der Patchworkfamilie zu finden.

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