Benimmregeln für Kinder: Wieviel Manieren braucht euer Kind?

Gerade sitzen, Hände auf den Tisch und nur sprechen, wenn man von einem Erwachsenen angesprochen wird? Unser Verständnis von „gut erzogenen“ Kindern hat sich im Laufe der Zeit geändert. Eltern fördern heute eher Empathie und Entfaltung statt Etikette und Kinder-Knigge.

Ein paar allgemeine Regeln des guten Benehmens bleiben dennoch aktuell: Höflichkeit und Respekt anderen gegenüber, gute Tischmanieren, Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft sind den meisten Eltern weiterhin wichtig. Sie erleichtern das Familienleben und sind eine wichtige Voraussetzung für das Leben in der Gesellschaft, im Beruf und im sozialen Miteinander.

Welche Benimmregeln sind für Kinder nun aber besonders relevant? Und Wie bringen wir ihnen gute Manieren bei, ohne sie zu „dressieren“? Wichtig sind vor allem eine verständliche, altersgerechte Begleitung, Konsequenz und gute Vorbilder.

Was ist gutes Benehmen – Und wie lernen es Kinder wirklich?

Gute Manieren lernen | Mutter mit Sohn | haba_gutes-Benehmen_02

Etikette lernen Kinder nicht durch Drill oder ständiges Ermahnen, sondern durch das, was sie sich im Alltag von den Eltern und anderen Bezugspersonen abschauen. Daher sollten Eltern ganz bewusst auch zu Hause die Benimmregeln befolgen, die sie von ihren Kindern einfordern. Was gehört dazu?

Höflichkeit

"Bitte" und "Danke", "Gern geschehen", freundliches Grüßen und Verabschieden, "Gesundheit", "Entschuldigung" etc. - es wird eine Weile dauern, bis euer Kind diese Floskeln verinnerlicht hat und sie im richtigen Moment einzusetzen weiß.

Aber auch heute noch ist ein höflicher Umgang der soziale Kitt, der im Alltag und im Berufsleben ein gutes Miteinander fördert. Wir empfehlen: Seid nicht zu streng, sondern macht es vor allem vor.

Keine Kraftausdrücke

Nicht zu fluchen, gehört zu den großen Herausforderungen für Eltern: Allzu schnell rutscht einem im hektischen Alltag ein Kraftausdruck über die Lippen. Unabhängig davon, wie sehr sich Eltern zusammenreißen, werden Kinder im Kindergarten und in der Schule das gesamte Reportoire an Schimpfwörtern kennenlernen.

Was ihr tun könnt, um Kraftausdrücken entgegenzuwirken:

  • Ein gutes Vorbild sein und Schimpfwörter vermeiden

  • Immer wieder erklären, dass diese Ausdrücke nicht in den normalen Sprachgebrauch gehören

  • Sich als Eltern von Kraftausdrücken der Kinder nicht provozieren lassen

Respekt anderen gegenüber

Respekt und Aufmerksamkeit anderen Menschen gegenüber lassen sich schwer mit Worten erklären: Kinder können dieses Verhalten aber am Beispiel ihrer Eltern lernen.

Voraussetzungen für ein wertschätzendes Miteinander:

  • Jemanden ausreden lassen

  • Menschen nicht auslachen oder ausschließen

  • Niemanden anschreien oder beschimpfen

Hilfsbereitschaft

Anderen Menschen Hilfe anzubieten erfordert Aufmerksamkeit und Eigeninitiative - beides lernen Kinder von Anfang an automatisch, wenn sie gute Vorbilder haben. Kinder lernen Hilfsbereitschaft und Selbstständigkeit zum Beispiel:

  • Wenn sie kleine Aufgaben im Haushalt übernehmen

  • Wenn ihnen ebenso Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft entgegengebracht wird

  • Wenn es anerkannt wird, dass sie aus Eigeninitiative geholfen haben

Tischmanieren

Gutes Benehmen bei Tisch ist ein Dauerthema in den meisten Familien:

  • Nicht mit den Fingern essen

  • Nicht mit vollem Mund sprechen

  • Nicht mit dem Stuhl kippeln

  • Nicht schmatzen und schlürfen

  • Nicht "Bääh" schreien, wenn etwas nicht schmeckt

An diese Regeln müssen Eltern ihre Kinder immer wieder erinnern, bis es mit den Tischmanieren klappt. Hin und wieder versuchen Kinder mit ihrem Verhalten bei Tisch zu provozieren - hier zahlt es sich aus, souverän zu bleiben und ein gutes Vorbild abzugeben.

Der Knigge für Kinder kehrt zurück – Gute Manieren werden wieder populär

Gute Manieren lernen | Kind mit Teller und Großeltern am Grill | haba_erziehungstipps_05

Starre Benimmregeln für Kinder empfinden viele Eltern als überholt. Moderne Erziehungsansätze besagen, dass Knigge & Co. Kinder eher dressieren und in ein angepasstes Verhalten hineinzwängen, anstatt sie auf natürliche Weise soziales und wertschätzendes Verhalten lernen zu lassen

Gleichzeitig werden klassische Benimmregeln wieder populär. Benimm-Seminare und Knigge-Kurse für Kinder werden heute wieder vermehrt angeboten – und nachgefragt. Das mag damit zusammenhängen, dass Eltern sich zunehmend Hilfe in der Kindererziehung holen, oder auch, dass Werte wie Respekt und gutes Benehmen wieder an Bedeutung gewinnen.

Wie immer gilt: Benimmregeln lernen Kinder am besten durch Abschauen von ihren Eltern und engsten Bezugspersonen.

Wie Kinder Benimmregeln lernen: So klappt‘s mit den guten Manieren

Als Eltern prägt ihr das Verhalten eures Kindes von Anfang an. Hier 5 Tipps, wie ihr eure Kinder als Eltern unterstützen könnt:

  1. Ein gutes Vorbild sein: Wenn Eltern ganz selbstverständlich mit gutem Beispiel vorangehen, werden Kinder die Grundlagen guten Benehmens nach und nach verinnerlichen.

  2. Nicht zu viel verlangen: Dreijährige können nicht vollendet mit Messer und Gabel essen, „Bitte“ und „Danke“ bekommen sie aber durchaus hin – eure Ansprüche an die Manieren sollten sich nach den Fähigkeiten eures Kindes richten.

  3. Lieber loben statt schimpfen: Lobt Kind für das, was es richtig gemacht hat – das positive Feedback ist ein besserer Anreiz als ständiges Ermahnen.

  4. Benimmregeln erklären: Versucht, die Benimmregeln euren Kindern verständlich zu erklären – zum Beispiel, warum man vor dem Essen die Hände wäscht oder beim Niesen die Hand vor den Mund hält.

  5. Geduld haben: Bis euer Kind die grundlegende Etikette beherrscht, wird es immer wieder kleine Fehler machen oder gelernte Manieren vergessen – habt Geduld und vergesst nicht, dass euer Kind in erster Linie Kind sein soll.

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Mädchen verzieht Gesicht beim Essen © very_ulissa - stock.adobe.com

Mutter lächelt, Junge streckt die Zunge raus © Anatoliy Karlyuk - stock.adobe.com

Junge mit Großeltern am Grill © Halfpoint - stock.adobe.com