Berliner Modell: Sanfte Eingewöhnung in Kita und Krippe

Berliner Eingewöhnungsmodell kurz erklärt

  • Bindungsorientierter Ansatz: Das Berliner Konzept basiert auf der Bindungstheorie von John Bowlby – die Eingewöhnung in die Kita erfolgt mit einer vertrauten Bezugsperson (meist ein Elternteil) zur emotionalen Sicherheit des Kindes.

  • Stufenweiser Ablauf: Die Eingewöhnung verläuft in vier Phasen, individuell angepasst an das Kind.

  • Bezugserzieher:in als Schlüsselperson: Eine feste Erzieherin oder ein Erzieher begleitet das Kind konsequent und baut schrittweise eine stabile Bindung auf.

  • Individuelle Dauer: Die Eingewöhnungszeit richtet sich nach dem Verhalten und den Reaktionen des Kindes – meist zwischen 6 und 14 Tagen, bei Bedarf länger.

Der Start in die Kita ist nicht nur für Kinder ein großes Ereignis, auch viele Eltern bekommen beim Gedanken an die erste große Trennung Bauchflattern: Wie wird das Kind den Kita-Alltag meistern? Was, wenn die Trennung von den Eltern ihm die Freude an der Kita verdirbt?

Um genau dies zu verhindern, arbeiten viele Kindertageseinrichtungen mit bestimmten Eingewöhnungsmodellen. Das Berliner Modell ist eines davon. Es zählt zu den ältesten Eingewöhnungskonzepten und setzt auf eine sehr behutsame, schrittweise Gewöhnung an Kindergarten und Erzieher:innen.

Was ist das Berliner Modell?

Das Berliner Modell ist ein Konzept zur Eingewöhnung der Kinder in Kindergarten oder Krippe, das vor allem auf Bindungssicherheit und sanfte Trennung setzt. Bekannt auch als Berliner Eingewöhnungsmodell U3, da es von unter Dreijährigen angewendet wird. Es beschreibt wie Kinder schrittweise und bindungsorientiert in eine neue Betreuungssituation eingewöhnt werden.

Die Entstehung des Berliner Eingewöhnungsmodells:

Das Berliner Modell ist eines der am häufigsten in Krippen und Kitas angewandten Eingewöhnungsmodelle. Es wurde in den 1980er-Jahren von den Pädagogen Hans-Joachim Laewen, Beate Andres und Éva Hédervari-Heller am Berliner INFANS Institut für angewandte Sozialisationsforschung/Frühe Kindheit e.V. entwickelt.

Die Grundannahme des Berliner Konzepts:

Das Berliner Modell basiert auf zwei Annahmen: Zum einen, dass eine gelungene Eingewöhnungsphase die Grundlage für alle späteren Bildungs- und Entwicklungsprozesse ist und zum anderen, dass Kleinkinder leichter eine Beziehung zu Kindern und Betreuern der Kita aufbauen, wenn sie in der ersten Zeit von einer engen Bezugsperson begleitet werden.

Die Struktur des Berliner Modells:

Das Modell setzt eine umfassende Information der Eltern zur Eingewöhnung voraus, auf welche vier Phasen der Eingewöhnung folgen: Grundphase, erster Trennungsversuch, Stabilisierungsphase und Schlussphase. Über den gesamten Verlauf der Eingewöhnung ist die aktive Mitarbeit der Eltern oder anderer Bezugspersonen gefordert.

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Schritt für Schritt: Die vier Phasen des Berliner Modells

Vor der eigentlichen Eingewöhnung in die Krippe und Kita steht beim Berliner Modell immer das Informationsgespräch. Hier erklären die Erzieher den Eltern das Berliner Modell und beschreiben, wie die vier Phasen der Eingewöhnung ablaufen. Eltern können Fragen stellen oder Erzieher über besondere Bedürfnisse ihres Kindes informieren.

Grundphase

Die Grundphase dauert in der Regel drei Tage. An diesen Tagen begleitet ein Elternteil das Kind in die Kita und bleibt für ein bis zwei Stunden mit ihm dort. Vater oder Mutter halten sich dabei im Hintergrund. Ihre Aufgabe ist es, Sicherheit zu vermitteln, während die Erzieher den ersten Kontakt zum Kind aufbauen und versuchen, es in die Gruppe einzubeziehen.

Trennungsversuch

Am vierten oder fünften Tag der Eingewöhnung wird ein erster Trennungsversuch unternommen. Mit dieser kurzzeitigen Trennung soll eingeschätzt werden, wie viel Zeit für die restliche Eingewöhnung benötigt wird. Dafür bleibt ein Elternteil einige Minuten mit dem Kind im Raum und verabschiedet sich dann. Ein Erzieher kümmert sich um das Kind und beobachtet dabei seine Reaktionen:

  • Wenn das Kind weiter spielt oder sich nach kurzem Weinen problemlos von den Erziehern beruhigen lässt, kann die Eingewöhnungszeit auf ca. eine Woche verkürzt werden.

  • Reagiert das Kind heftig auf die Trennung von dem Elternteil und lässt sich nicht von den Erziehern beruhigen, wird der Elternteil sofort wieder in den Raum geholt. Meist wird dann eine Eingewöhnungszeit von 2–3 Wochen eingeplant.

Stabilisierungsphase

Nach der Grundphase – also etwa zeitgleich mit dem ersten Trennungsversuch – beginnen die Erzieher, das Füttern, Wickeln oder Spielen mit dem Kind zu übernehmen und so ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Der begleitende Elternteil rückt weiter in den Hintergrund. Wenn das Kind gut auf den ersten Trennungsversuch reagiert hat, werden die Trennungsphasen jetzt täglich weiter ausgedehnt. War die erste Trennung schwierig, wartet man ein paar Tage mit dem nächsten Versuch.

Schlussphase

Vater oder Mutter kommen nicht mehr mit dem Kind in den Kindergarten, sind aber in der Nähe und jederzeit erreichbar, falls das Kind seine Bezugspersonen braucht.

Unterschiede Berliner und Münchener Eingewöhnungsmodell

Neben dem bekannten Berliner Eingewöhnungsmodell gibt es auch das Münchener Modell, das ebenfalls eine strukturierte, aber stärker partizipative Form der Eingewöhnung in Krippe oder Kita bietet. Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede dar:

Berliner Eingewöhnungsmodell Münchener Eingewöhnungsmodell
Dauer der Eingewöhnung Kurz bis mittelfristig (ca. 6–14 Tage) Längerfristig (ca. 4–6 Wochen)
Rolle des Kindes Kind wird passiv begleitet Kind gestaltet Eingewöhnung aktiv mit
Rolle der Eltern Eltern begleiten intensiv in der Anfangsphase Eltern sind beteiligt, aber auch die Kindergruppe spielt große Rolle
Bezugspersonen Feste Bezugsperson baut Bindung auf Bindungen können zu mehreren Bezugspersonen entstehen
Fokus der Eingewöhnung Bindung zwischen Kind und Erzieher:in Soziale Integration und Selbstbestimmung des Kindes

Grundvoraussetzung: Aufmerksamkeit bei der Eingewöhnung

 Berliner Modell | Vater hält seine weinende kleine Tochter und tröstet sie im Garten

Eingewöhnungsmodelle wie das Berliner Modell oder das häufig praktizierte Münchener Modell bieten einen guten Rahmen, sowohl für die Kommunikation zwischen Kita und Eltern, als auch für die Eingewöhnung selbst: Folgt die Eingewöhnung einem bestimmten Modell, wissen alle Beteiligten, was auf sie zukommt und was zum jeweiligen Zeitpunkt zu tun ist.

Aber: Jedes Kind ist anders. Einige Kinder finden sich sofort in der neuen Umgebung zurecht und gehen aktiv auf Betreuer und Kinder zu, andere brauchen sehr viel mehr Zeit, um sich von den Eltern zu lösen. Ein starres Modell macht in diesem Fall wenig Sinn, vielmehr dient es als Orientierung, um eine individuelle Eingewöhnung ohne Stress zu ermöglichen.

Dabei sind sowohl die Erzieher als auch die Eltern gefordert. Sie müssen abwägen, wann sie den jeweils nächsten Schritt machen und vor allem die Eltern müssen bereit sein, ihren Kindern die Trennung zuzumuten. In jedem Fall sind gegenseitiges Vertrauen und Kooperationsbereitschaft die wichtigsten Voraussetzungen für eine harmonische Kita-Eingewöhnung.

Häufig gestellte Fragen zum Berliner Eingewöhnungsmodell

Wie lange dauert die Eingewöhnung nach dem Berliner Konzept?

Worin besteht das Ziel des Berliner Modells?

Für welche Altersgruppe ist das Berliner Modell geeignet?

Welche Phasen gibt es im Berliner Eingewöhnungsmodell?

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Bildnachweise

Im Kindergarten sitzen Lehrerin und Gruppe von Kleinkindern auf dem Boden, Zeichnungen und viele Spielsachen liegen dazwischen © Krakenimages.com - stock.adobe.com

Vater hält seine weinende kleine Tochter und tröstet sie im Garten © Halfpoint - stock.adobe.com