Jeden Morgen das gleiche Drama: Der Kindergarten ruft, aber euer Kind tritt in den Streik. Tränen, Geschrei, Wutanfälle – jedes Mittel ist recht, damit ihr morgens auf keinen Fall rechtzeitig das Haus verlassen könnt. Die wichtigste Nachricht zuerst: Damit seid ihr nicht alleine. Viele Eltern wissen, wie nervenaufreibend der Start in den Tag verlaufen kann, wenn das Kind nicht in den Kindergarten gehen möchte. Die zweitwichtigste Nachricht hinterher: Nehmt euer Kind ernst. Versucht einfühlsam herauszufinden, wo der Schuh drückt. Denn die meisten Kinder besuchen den Kindergarten gerne. Wenn sie sich weigern, steckt oft mehr dahinter. Und egal, wie klein das Problem euch vielleicht erscheinen mag, für euer Kind ist es wahrscheinlich riesengroß
Da geh ich nicht hin! Was tun, wenn das Kind nicht in den Kindergarten will?
Mögliche Gründe: Warum möchte mein Kind nicht in den Kindergarten?
Wenn euer Kind nicht in den Kindergarten möchte, kann das verschiedene Gründe haben. Ist euer Kind gerade erst in den Kindergarten gekommen oder ist es monatelang fröhlich hin gestiefelt und die Tränen fließen erst seit Kurzem? Diese Unterscheidung kann schon einen ersten Hinweis auf die Ursache liefern. Wenn euer Kind von Anfang an den Kindergartenbesuch verweigert, dann leidet es wahrscheinlich in erster Linie unter der Trennung von euch Eltern. Es wird aus seinem gewohnten Umfeld gerissen und soll plötzlich mehrere Stunden am Tag mit fremden Leuten verbringen. Das kann so einen kleinen Zwerg ganz schön überfordern. Erwartet also nicht, dass die Umgewöhnung bzw. Eingewöhnung in den Kindergarten nach zwei Wochen abgeschlossen ist. Viele Kinder brauchen mehrere Monate, um sich mit ihrem neuen Alltag anzufreunden. Seid also geduldig und macht eurem Kleinen vor allem keine Vorwürfe, wenn es nicht direkt am zweiten Tag vorfreudig ins Auto springt.
Allgemein tun sich Kinder anfangs in der Kita, Krippe und Co. noch etwas schwer, auf fremde Kinder zuzugehen, gemeinsam zu spielen oder sich in schon vorhandene Grüppchen einzugliedern. Das erledigt sich in den meisten Fällen aber mit der Zeit, wenn sich euer Nachwuchs an das neue Umfeld gewöhnt hat. Wichtig ist auch, dass euer Kind mit der Erzieherin oder dem Erzieher zurecht kommt und sich wohlfühlt. Wenn hier schlichtweg die Chemie nicht stimmt, kann ein Gruppenwechsel die Lösung sein. Schaut hier zunächst gerne, ob euer Kind nicht einfach nur etwas mehr Gewöhnungszeit braucht.
Auch Mütter und Väter brauchen auch Zeit
Seid ehrlich zu euch selbst: Leidet ihr vielleicht genauso unter der Trennung wie euer Kind? Habt ihr Angst, dass sich euer Schatz von euch entfremdet und seid insgeheim froh darüber, dass es sich im Kindergarten nicht wohlfühlt? Dann ist die Chance groß, dass euer Kind genau das merkt und quasi aus Solidarität bzw. Loyalität in den Streik tritt. Überlegt euch, wie ihr die Trennung für euch und euer Kind einfacher machen könnt. Schmuggelt zum Beispiel eine kleine Überraschung in den Rucksack. Euer Kind freut sich und ihr könnt sicher sein, dass es bei aller Spielfreude zwischendurch auch mal an Mama und Papa denkt.
Ausnahmen bleiben die Ausnahme
Der Wunsch danach, beim Anblick der großen traurigen Kulleraugen schwach zu werden und dem Kind zwischendurch mal eine Verschnaufpause zu gönnen, ist verständlich. Aber das hilft leider weder euch noch eurem Kind. Bleibt deshalb konsequent! Ständige Ausnahmen zeigen, dass die Taktik des Kindes funktioniert. Im schlimmsten Fall versteht es dann bald gar nicht mehr, warum es überhaupt in den Kindergarten gehen soll. Einem freien Tag solltet ihr also nur zustimmen, wenn es einen echten Grund dafür gibt.
In Ausnahmesituationen, wie zum Beispiel ein Trauerfall in der Familie oder die Geburt des neuen Geschwisterchens, geht ein freier Tag natürlich in Ordnung. Stellt sich auf die Dauer keine Besserung ein, solltet ihr eventuell darüber nachdenken, das Ganze noch für ein Jahr zurückzustellen und im nächsten Jahr einen neuen Anlauf zu nehmen. Manchmal ist es einfach noch zu früh und euer Kind ist noch nicht im richtigen Kindergarten-Alter.
Euer Kind will nicht in den Kindergarten: Das könnt ihr tun
Fragt nach: Ist euer Sprössling bisher eigentlich gerne in den Kindergarten gegangen und probt erst seit Kurzem den Aufstand? Dann probiert es mit einem ernsthaften Gespräch – das funktioniert selbst bei den Kleinsten häufig besser als ihr vielleicht denkt. Kuschelt euch gemütlich zusammen auf das Sofa und tastet euch behutsam an das leidige Thema heran. Wichtig ist: Drängt euer Kind nicht. Lasst ihm einige Minuten Zeit für die Antwort. Will es nicht mit der Sprache herausrücken, erzählt gegebenenfalls von einer eigenen unschönen Kindergartenerfahrung. So wächst das Vertrauen eures Lieblings, dass ihr euch in seine Lage versetzen und das Problem nachvollziehen könnt. Achtet bei der Erzählung eures Kindes auch auf nebensächlich erscheinende Kleinigkeiten, denn manchmal liegt der Knackpunkt in Dingen, die wir kaum nachvollziehen können, die aber für so einen kleinen Knirps die Welt bedeuten.
Spielt einfach mal Kindergarten: Schlüpft in die Rolle eines anderen Kindergartenkindes oder holt Spielsachen raus. Manchmal fällt es Kindern leichter, auf spielerische Weise zu zeigen, wo es hakt. Oder ihr schiebt dem Nachwuchs Papier und Buntstifte über den Tisch und bittet ihn, mal eine typische Kindergartenszene zu malen. Beobachtet aufmerksam, wie sich die Gemütsregungen eures Kindes beim Zeichnen verändern. Oft verrät schon ein Gesichtsausdruck, ob mehr hinter einer abgeknickten Blume steckt. Achtet auch hier auf die Kleinigkeiten.
Sucht das Gespräch mit Erzieherin oder Erzieher: Wenn ihr alleine nicht weiterkommt, sucht das Gespräch mit den Erzieherinnen und Erziehern. Vielleicht gibt es Probleme zwischen den Kindern. Vielleicht haben sie aber auch eine ganz andere Beobachtung gemacht, die zur Lösung des Problems beiträgt. Hier kann es ungemein helfen, Erfahrungen und Beobachtungen auszutauschen, um eine Lösung zu finden.
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Bildnachweise
Kind liegt weinend in dem Arm von der Mutter © Halfpoint - stock.adobe.com
Mädchen sitzt vor Spielplatz auf der Wiese © natalialeb - stock.adobe.com
Papa hat weinenden Sohn auf dem Schoß © Halfpoint - stock.adobe.com