Kleine, präzise Bewegungen mit Händen, Füßen und auch mit der Mimik werden als Feinmotorik bezeichnet. Babys und Kleinkinder erlernen diese Bewegungen im Laufe der Jahre und verfeinern sie nach und nach. Zur Feinmotorik gehören zum Beispiel das Schreiben und Malen, aber auch die Ausbildung der Sprechmuskulatur. Mit altersgerechten Angeboten zur Schulung der Feinmotorik könnt ihr eurem Kind spielerisch helfen, diese filigranen Bewegungsfertigkeiten zu entwickeln. Hier erfahrt ihr, warum die Feinmotorik so wichtig ist und mit welchen Übungen und Spielideen ihr euer Kind fördern könnt.
So fördert ihr die Feinmotorik von Babys und Kleinkindern
Was ist die Feinmotorik bei Kindern?
Unter Feinmotorik versteht man alle kleinen Bewegungen, die ein Kind mit Händen, Füßen und Gesicht gezielt und koordiniert ausführen kann. Dabei handelt es sich vor allem um sehr feine und präzise Bewegungen, die Geschicklichkeit, Konzentration und eine genaue Kontrolle einzelner Muskeln erfordern. Beispiele für feinmotorische Fertigkeiten sind:
Malen und Schreiben,
Grimassen schneiden
oder mit Besteck essen.
Die Grobmotorik umfasst dagegen die etwas größeren Bewegungen, die das Kind mit dem ganzen Körper ausführt, wie das
Balancieren,
Klettern
oder Hüpfen.
Die Feinmotorik ist bei Kindern nicht von Anfang an vorhanden, sondern entwickelt sich erst mit der Zeit. Allein in den ersten 24 Lebensmonaten gibt es hier viele Fortschritte – bei jedem Kind in seinem individuellen Tempo. Auch ihr als Eltern könnt dazu beitragen und die motorische Entwicklung eures Babys mit spielerischen Übungen fördern.
Warum ist die Feinmotorik für Kindern so wichtig?
Angefangen beim gezielten Greifen und Festhalten ist die Feinmotorik eine wesentliche Grundlage für viele Tätigkeiten und Bewegungen, die Kinder und Erwachsene im Alltag benötigen. Durch feinmotorische Fähigkeiten bekommt euer Kind ein Gefühl für den eigenen Körper und lernt, selbst filigranste Bewegungen auszuführen. Das kommt auch der weiteren Entwicklung zugute.
Eine gut entwickelte Feinmotorik hilft zum Beispiel auch bei der Sprachentwicklung oder bei Mimik und Gestik. Außerdem fördert sie die Selbstständigkeit eures Kindes, damit es sich zum Beispiel selbst an- und ausziehen oder die Schuhe zubinden kann. Das stärkt das Selbstvertrauen und sorgt für ein positiveres Selbstbild.
Spätestens in der Schule ist eine altersgemäße Feinmotorik wichtig, wenn es um das Schreiben, Zeichnen und Basteln geht. Wenn die feinmotorischen Bewegungen schon früh trainiert und gefördert werden, hat das Kind keine Schwierigkeiten, einen Stift zu halten und zu schreiben. So fühlt es sich in der Schule unter Gleichaltrigen gleich viel wohler.
Entwicklung der Feinmotorik nach Alter
Wie beim Laufen- oder Sprechen lernen gibt es auch für die Entwicklung der Feinmotorik keinen Zeitplan. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und das ist auch gut so. Es gibt aber Anhaltspunkte und Durchschnittsalter, in denen die meisten Kinder bestimmte feinmotorische Bewegungen ausführen können. Daran kann man sich orientieren.
Macht euch aber keine Sorgen, wenn euer Kind diesem „Zeitplan“ etwas hinterherhinkt – manche Kinder brauchen einfach länger als andere. Wenn ihr euer Kind spielerisch in seiner feinmotorischen Entwicklung fördern wollt, solltet ihr darauf achten, dass die Spiele altersgerecht sind, um euer Kind nicht zu überfordern. Nur so wird euer Kind Freude an den Spielen haben.
Wann sollte mein Kind was können und wie kann ich es fördern?
Neugeborene
Bei Neugeborenen ist der Greifreflex noch nicht vorhanden. Die Hände können nur willkürlich zum Mund geführt werden und sind meist gefächert. Euer Baby muss erst in der Welt ankommen. Die Feinmotorik muss und kann noch nicht gefördert werden.
3 Monate:
Im Alter von drei Monaten können Babys ihre Hände ein wenig kontrollieren. Einzelne Finger werden in den Mund gesteckt und können einzeln bewegt werden. Ein Greifball ist eine spannende Möglichkeit, das Greifen zu üben.
4 Monate:
Babys können jetzt absichtlich nach Gegenständen greifen. Diese werden mit den Händen, aber auch mit dem Mund erkundet. Auge und Hand arbeiten jetzt zusammen. In den folgenden Monaten werden die Bewegungen immer zielgerichteter.
6 Monate:
Babys benutzen nun den flachen Zangengriff, um auch kleinere Gegenstände zu greifen. Beißringe in verschiedenen Formen und Farben trainieren nicht nur das gezielte Greifen, sondern helfen auch beim Zahnen.
9 Monate:
Der Zeigefinger kann isoliert eingesetzt werden, um auf Dinge zu zeigen.
12 Monate:
Mit etwa einem Jahr können kleine Gegenstände im Pinzettengriff gehalten und untersucht werden. Im Faustgriff versucht das Baby, mit einem Löffel zu essen
18 Monate:
Die Feinmotorik ist jetzt so weit entwickelt, dass Kleinkinder selbst Bonbons auspacken können. Beim Spielen mit Matsch trainieren die Kleinen ihre Fingermuskulatur.
2 Jahre:
angsam aber sicher wird deutlich, dass das Kind eine Hand bevorzugt. Mit einem Angelspiel können langsame und gezielte Bewegungen geübt werden.
3 Jahre:
Beim Umgang mit der Schere lernen Kinder, ihre Kraft vorsichtig einzusetzen. Beim Basteln können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
4 Jahre:
Manche Kinder haben noch Schwierigkeiten, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Beim Eierlauf im Garten müssen sie sich darauf konzentrieren, geradeaus zu laufen und gleichzeitig das Ei nicht vom Löffel fallen zu lassen – ein tolles Spiel für den Kindergeburtstag!
5 Jahre:
Die meisten Kinder können nun mit beiden Händen verschiedene Bewegungen ausführen. Beim Malen werden auch gegenständliche Dinge gemalt, da die Kinder ihre Kraft besser einschätzen können und das räumliche Vorstellungsvermögen weiter entwickelt ist.
6 Jahre:
Mit sechs Jahren sind die feinmotorischen Fähigkeiten gut entwickelt. Das Kind kann nun seine Kraft einschätzen und präzise Bewegungen ausführen. Beim Schnitzen in der Natur kann es seine feinmotorischen Fähigkeiten weiter entwickeln und kreativ sein.
So fördert ihr die Feinmotorik eures Kindes: Tipps & Spielideen
Bei der Entwicklung der Feinmotorik hat jedes Kind sein eigenes Lerntempo, das ihr nicht beeinflussen könnt. Versucht, gelassen zu bleiben, wenn euer Kind etwas länger braucht, um etwas Neues zu lernen.
Übrigens: Jungen hinken den Mädchen in der feinmotorischen Entwicklung oft etwas hinterher. Wenn also das gleichaltrige Mädchen in der Nachbarschaft schon etwas weiter ist als euer Sohn, ist das völlig in Ordnung.
Greifen: Bei den Mahlzeiten ist es ganz einfach, das Kind zum Zugreifen zu animieren: Mit kleingeschnittenem Fingerfood kann es selbst wählen, was es als Nächstes essen möchte, und gezielt danach greifen. Das Essen auf den Löffel zu nehmen, ist ein weiterer Schritt in der motorischen Entwicklung. Auch sonst lassen sich Kleinkinder leicht dazu animieren, ihre Feinmotorik zu trainieren. Ein buntes Greifspielzeug, das außer Reichweite des Kindes platziert wird, regt das Kind zum Greifen an.
Malen: Freies Malen, Kritzeln oder auch das Ausmalen in Malbüchern fördert die Feinmotorik und schult den präzisen und koordinierten Umgang mit verschiedenen Stiften. Eine tolle Abwechslung zum klassischen Malen ist das Malen mit den Füßen. Das trainiert die Feinmotorik der Zehen – und macht übrigens auch Erwachsenen Spaß!
Fädeln: Das Kind soll kleine Perlen auf einen Faden auffädeln. Das Fädeln erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Gleichzeitig entstehen schöne Ketten oder Armbänder, die euer Kind später tragen oder euch stolz schenken kann. Motiviert euren Nachwuchs gerne dazu, beim Fädeln ein eigenes kleines Kunstwerk zu schaffen, das ihr als Schmuck vorzeigen könnt.
Puzzle: Ein Puzzle fördert die Augen-Hand-Koordination und die Konzentration eures Kindes. Wenn am Ende ein großes Gesamtbild entsteht, wird euer Kind sehr stolz und zufrieden sein. Als Familie könnt ihr euch auch gemeinsam an ein größeres Puzzle wagen.
Bauklötze stapeln: Bauklötze sind schon bei Kleinkindern sehr beliebt – hier werden die Klötze fleißig zu Gebilden gestapelt, die anfangs vielleicht noch häufiger umkippen. Mit etwas Übung macht das Kind aber schnell Fortschritte. Das Stapeln der Bauklötze trainiert außerdem die Augen-Hand-Koordination und euer Nachwuchs bekommt ein Gefühl für den richtigen Krafteinsatz.
Motorikspielzeug: Mit Spielen und Reizen bietet ihr eurem Kind die Möglichkeit, seine Feinmotorik spielerisch zu erproben und zu trainieren. Achtet darauf, dass das Spielzeug altersgerecht ist. Bei HABA findet ihr Motorik- und Lernspielzeug für Babys sowie Steckspiele, die Kreativität und Feinmotorik fördern.
Fingerspiele: Fingerspiele sind eine schöne Kombination aus Bewegung und Reimen in einfacher Sprache. Sie sind auch für kleine Kinder leicht verständlich und regen zum begeisterten Mitmachen an.
Natur: An der frischen Luft kann die Feinmotorik besonders vielfältig gefördert werden. In der Natur lernen Kinder, wie sie Gegenstände mit den Händen greifen, wie sie ihre Finger einsetzen und wie viel Kraft sie für verschiedene Tätigkeiten benötigen.
Mehr Artikel rund um Kindererziehung & Psychologie entdecken
Bildnachweise
Papa spricht mit seinem Sohn und kuschelt mit ihm © dusanpetkovic1 - Adobestock
Baby sitzt im Hochstuhl und isst Brei aus einer Schüssel mit einem Löffel © Tomsickova - Adobestock
Kleinkind bemalt ein Ei mit Wassermalfarben für Ostern © Julia Beatty - Adobestock